Das Poetree-Lyrikfestival wurde ins Leben gerufen, um Lyrik eine neue, junge Bühne in Göttingen zu bieten. Denn es handelt sich um eine Kunstform, die oft als überkomplex, altbacken, anstrengend oder schwer zugänglich gilt und daher von vielen gemieden wird. Das Poetree-Lyrikfestival hat es sich zum Ziel gesetzt, eben diese Schwellenängste gegenüber der Lyrik zu überwinden, indem wir sie hinter den Mauern von vermeintlich einschüchternden, prestigeträchtigen Literaturinstitutionen hervorlocken und in einem öffentlichen, unbesetzten Rahmen in all ihrer erfrischenden Vielfalt präsentieren. Im deutschsprachigen Raum hat sich eine vibrierende Lyrikszene entwickelt, die auf der Bühne wie auf dem Papier immer wieder neue Gestalt annimmt. Über die klassische Wasserglaslesung ist die Darbietung von Lyrik mit kreativen Formaten längst hinausgewachsen. Sprachkunst bedeutet heute wieder – wie zu Homers Zeiten – auch Performance. Dieser Entwicklung wollen wir mit unserem Festival Rechnung tragen und Gegenwartslyrik eine breitere Öffentlichkeit bieten.
Für einen Tag laden wir daher Lyrikerinnen und Lyriker ein, nach Göttingen zu kommen und ihre Poesie mit uns zu teilen. Ob bereits veröffentlicht oder nicht, etabliert oder nicht, vom Feuilleton beachtet oder nicht, ist hierbei zweitrangig. Es ist die Mischung aus alledem, die uns interessiert, weggedacht vom brandmarkenden Stempel. Uns geht es um literarische Stimmen, die gehört werden wollen. Die wir hören wollen. Bei denen wir davon ausgehen, dass auch andere sie hören wollen. Dabei möchten wir ein möglichst breit gefächertes Spektrum an aktueller Lyrik vorstellen. Beim Poetree soll der Slammer neben der Landschaftslyrikerin, die Spoken-Word-Dichterin neben dem konkreten Poeten, der Songtexter neben der Literaturwissenschaftlerin stehen. Wir wünschen uns Facettenreichtum, dessen gemeinsamer Nenner die Poesie ist.