22. Mai 2025 20:00 Uhr
Dirk Reinartz: »totenstill«
Begleitend zur Ausstellung »Auschwitz Birkenau« im Kunsthaus Göttingen findet die Vorstellung des Fotobuchs totenstill (Steidl 1994) von Dirk Reinartz (1947-2004) mit Thorsten Valk, Leiter des LVR Landesmuseums Bonn, statt.
In Spielbergs Film »Schindlers Liste« wird die Kamera zum Zeugen des in Szene gesetzten Massensterbens in der Gaskammer. Diese von Schauspielern und Regie ermöglichten Bilder lösten weltweit einen Schock beim Publikum aus. Der Fotograf Dirk Reinartz verfolgt einen anderen Weg, um das Unfaßliche in einer neuen Erfahrung zu vermitteln. Er besuchte in den 1990er Jahren die europäischen Konzentrationslager und fotografierte das, was noch heute davon existiert. Sein fotografisches Konzept liefert keine Beweisstücke, keine Dokumente.
Auf keinem der Bilder ist ein Mensch zu sehen, und doch fragen alle Aufnahmen nach den Menschen, die dort einmal waren und systematisch ermordet wurden. Reinartz fotografierte die sogenannten »Stammlager« in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Österreich, Frankreich, der Tschechischen Republik und Polen.
Die Fotos zeigen: penible Ordnung, den strengen Grundriß der Lager als eine der Voraussetzungen für die Inszenierung von Macht, die gebaute Intoleranz, deren Konzept auch noch in den Ruinen erkennbar ist. Und immer wieder Bahngleise - die moderne verkehrstechnische Anbindung als Grundlage für eine europaweite Massenvernichtung. Jedes Bild läßt die mit unglaublicher Präzision geplante Entwürdigung und geschäftsmäßig betriebene Vernichtung von Menschen erkennen.
In Kooperation mit dem Literarischen Zentrum Göttingen und dem Steidl Verlag, gefördert von der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Göttingen im Rahmen des Bundesprogrammes »Demokratie leben!«